Montag, 20. Januar 2014

20min: Zürich hat den ersten Bitcoin-Bankomaten

Bitcoin sind hip, Bitcoin sind in. Deshalb muss man als Zeitung immer mal wieder einen Artikel dazu schreiben.

Dass man bei 20min auch nach 13 Artikeln im Jahr 2013 (und bereits dem 2. im Jahr 2014) noch keine Ahnung hat, wie Bitcoin funktioniert, ist doch etwas bedenklich.

Da Bitcoin eine Währung ist, die ohne Banken funktioniert, hätte man sich im Titel mit "Bitcoin-Automaten" begnügen können. Denn mit einer Bank hat der Bitcoin-Automat nun eben gerade gar nichts zu tun.
Dass dann durchwegs das Wort "Bancomat" im Artikel verwendet wird (hat der Zitierte Dorian Credé wirklich von einem Bancomaten gesprochen?) ist wenigstens konsequent.


"Vorgängig muss jeder Benutzer im Internet ein Bitcoin Konto einrichten"

Von Bitcoin Konti (auch Webwallet genannt) ist definitiv ab zu raten. Bei Bitcoin hat man normaleweise ein sogenanntes Wallet (eine Brieftasche) in welchem das Geld gespeichert ist. Wie gesagt, Bitcoin braucht keine Banken! Konsequenterweise gibt es natürlich auch keine Infos, wo und wie man denn nun so ein "Konto" eröffnen könnte. Es bleibt dem Leser überlassen, diese Dinge selbst heraus zu finden. Hier der Link, den eigentlich der Autor bei 20min hätte liefern sollen.

"Anschliessend kann man sich mit einem QR-Code, der auf dem Smartphone erscheint, im Automaten in sein Konto einloggen"

Boah, das tönt aber gefährlich! Das wäre es auch - wenn diese Beschreibung auch nur der Spur nach einen Bezug zur Realität hätte.
Aber wie schon erwähnt haben wir eine Brieftasche auf dem Smartphone und kein Konto, in welches man einloggen könnte. Und ausserdem muss man, um Geld an jemanden zu senden (Der Automat sendet ja die Bitcoin über das Internet an meine Brieftasche) ja auch keine Geheimnisse preisgeben.

Das einzige, was der QR-Code enthält, ist nämlich eine Adresse meiner Brieftasche (und jede Brieftasche kann viele verschiedene Adressen haben) und eventuell einen Kommentar.

Es macht übrigens nichts aus, wenn das Smartphone während der Überweisung keine Verbindung zum Internet hat. Die Transaktion ist im Netzwerk vermerkt und wird auf dem Smartphone (oder auf dem Computer zu Hause) angezeigt, sobald eine Verbindung besteht.
Also, statt "Konto" ->Brieftasche und statt "einloggen in Konto" -> "Empfängeradresse". So einfach wäre das gewesen!

Dass 20min gerne reisserisch über Bitcoin berichtet, hat aber schon fast Tradition... Interessant wäre mal ein Artikel mit anderer Sichtweise, beispielsweise wieso denn die Banken und Währungshüter vor der kaum kontrollierbaren Währung warnen?

Geht es den Banken, die fleissig mit hoch riskanten Derivaten handeln und diese auch ahnungslosen Kunden andrehen wirklich um das Wohl der Kunden, wenn sie vor den Risiken von Bitcoin warnen (Risiken, die teilweise durchaus real sind!)? Oder haben sie eher Angst vor Konkurrenz?

Wenn die Währungshüter warnen, weil hinter BTC keine reale Reserve steht, vergessen sie dabei, dass dies auch bei den bestehenden Währungen und Wertpapieren kaum der Fall ist. Ist es die Angst vor dem nicht Kontrollierbaren?

In die richtige Richtung geht der Artikel vom 4. Januar 2014 - aber auch hier geht man nicht in die Tiefe sondern zitiert einen einzigen Experten (oder müsste "Experte" hier in Anführungszeichen stehen?). Mihm führt schön auf, wieso den Regierungen Bitcoin nicht passt. Er vergisst aber, dass Bitcoin anders funktioniert als bisherige Alternativwährungen. Bitcoin ist nicht auf zentrale Instanzen angewiesen. Tausch und Überweisungen funktionieren weltweit einfach und schnell. Bitcoin ist einfacher und günstiger als die Kreditkarte! Das sind Vorteile, die Bitcoin zumindest im Internetgeschäft eine Zukunft garantieren. Wenn nicht im Mainstream, dann halt in der Nische.

Mein Beitrag ist mal wieder viel länger als geplant und bitcoinlastig. Mir doch egal, ich hab weder ein Zeilensoll zu erfüllen noch ein Limit ein zu halten :)

Schade finde ich, dass man das Überprüfen der Fakten offenbar dem Leser überlässt. Wofür brauche ich noch eine Zeitung, wenn ich die Fakten doch noch selbst checken muss? Wäre das nicht Aufgabe der Journalisten?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen