Samstag, 16. Oktober 2010

Blick: Angst vor schiessendem Sozialarbeiter - Renato P.* wurde unter Polizeischutz gefeuert

Und schon wieder der Blick.
Eine reisserische Überschrift verspricht Spektakel und deutet auf menschliche Abgründe. Der Artikel selbst liest sich eher unspektakulär.

Die Einleitung wiederholt nochmals in etwa (in schon leicht abgeschwächter Form) den Titel:

"OTELFINGEN ZH - Die Schulbehörde entliess Renato P. - ihren Sozialarbeiter für Gewaltprävention. Weil dieser als Waffen-Narr gilt, wurde die fristlose Kündigung unter Polizeischutz ausgesprochen."


Also, was jetzt. Ist er schiesswütig oder  gilt er nur als Waffen-Narr? Dies ist in meinen Augen schon ein ziemlich grosser Unterschied!
"Renato P. entspricht nicht dem Bild des gängigen Sozialarbeiters. Statt gestricktem Pulli und Leder-Umhängetasche, schultert der 47-Jährige lieber sein Gewehr."
Also, er entspricht nicht unseren üblichen Vorurteilen und Stereotypen. Schlimm!
"Er ist ein begeisterter und treffsicherer Schütze. 2009 holte er sich an der Höngger Meisterschaft mit 718 Punkten die Goldmedaille."
Er trifft gut. Aber jedes Jahr nehmen in der Schweiz etwa 150000 Schützen am Feldschiessen teil. Darunter sicher auch der eine oder andere Sozialarbeiter.
"Renato P. war auch Inhaber einer Paintball-Firma, bei der als Freizeitspass mit Farbkugeln Krieg gespielt wird."
Wow, und womöglich hat er auf seinem Computer abends auch noch böööse Killergames gespielt! Festnehmen, Computer durchsuchen und ab ins Gefängnis mit so einer Person!
"Seiner Meinung nach genügt die Mitgliedschaft in einem Schützenverein, um ihn als gefährlich einzustufen. Warum ihn dann die Schule als Verantwortlicher für die Gewaltprävention einstellte, bleibt ihr Geheimnis."
Ich denke, dass genau dieses Geheimnis die Kernfrage des Artikels darstellt. Leider wird die Frage bis zum Schluss des Artikels nicht beantwortet.
"Renato P. erlebte bei seiner fristlosen Entlassung in Otelfingen ein Déjà-vu. Eine Woche zuvor feuerte ihn auch die Schulbehörde in Kloten aus den gleichen Gründen – zu unkonventionell und Mühe mit Autoritäten."
Ja was denn jetzt? Ist es die Mitgliedschaft im Schützenverein? Oder dass er Mühe mit Autoritäten bekundet? Mit Autoritäten, die jemanden als gefährlich einstufen, nur weil er Paintball macht und im Schützenverein ist, hätte ich auch meine Mühe.

Schade nur, dass dieser Artikel sich nicht mal die Mühe macht, aufzuklären, was denn jetzt wirklich ist. Was hat zur Entlassung geführt? Was hat sich seit seiner Einstellung verändert? Wieso wird er gleich innerhalb kürzester Zeit an zwei Orten entlassen? Besteht da ein Zusammenhang?

Keine dieser Fragen wird beantwortet. Und ohne diese Antworten hätte sich der Autor Beat Kraushaar die Mühe aus sparen können, den Artikel zu schreiben. Denn wir sind alle genau so schlau wie vorher. Denn nicht mal der Name stimmt... wie immer, der Name ist der (Blick-)Redaktion bekannt.

Fazit: Informationsgehalt = 0

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